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Pforzheimer Zeitung, Geld+Markt, 14. Dez. 2001

Der Mittelstand überschätzt sich

BDU-Studie vorgestellt: Viele Unternehmen sind für Rating und Basel II wenig gerüstet und unzureichend informiert.

Von PZ-Redakteur Gerd Lache

STUTTGART. Der Mittelstand unterschätzt völlig, was mit den veränderten Spielregeln bei den Eigenkapitalvereinbarungen im Firmenkundengeschäft - die Basel-II-Bestimmungen - und der Bedeutung von Ratings auf ihn zukommen wird. Dies ergab eine Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), Regionalkreis Baden-Württemberg, deren Ergebnisse gestern in Stuttgart präsentiert worden sind.

Für den Pforzheimer Regionalkreis-Vorsitzenden Roland Fausel ist es bemerkenswert, dass 65 Prozent der Befragten glaubten, für Basel II und die Ratings vollauf gerüstet und fit zu sein. Tatsächlich ergab sich aber anhand eines Kriterienkataloges, dass das Wissen über die neuen Kreditrichtlinien völlig unzureichend ist: "Nur weniger als 20 Prozent konnten mehr als 12 der geforderten 16 Bewertungskriterien für ein Unternehmensrating benennen."

Auch die Kosten der Ratingverfahren würden häufig falsch eingeschätzt, sagte BDU-Präsident Remi Redley bei der Präsentation.

Über die Hälfte der Unternehmen mit einem Umsatz unter 100 Millionen Euro hatten demnach angegeben, dass die Kosten eines Ratings nach ihrer Einschätzung 5000 Euro nicht übersteigen würden. Die tatsächlichen Kosten für diese Unter nehmen lägen aber zwischen 5000 und 10 000 Euro.

Dringender Handlungsbedarf

Die Studie "Rating von Unternehmen in Baden-Württemberg" zeigte, dass nur 25 Prozent der rund 500 an der Befragung teilnehmenden Unternehmen bereits Maßnahmen zur Erfüllung der künftigen Eigenkapitalanforderungen eingeleitet haben. Dies sei deshalb überraschend, da 90 Prozent das Thema als wichtig angegeben hatten. Die Berater sehen auf Grund der großen Informationsdefizite zu Basel II dringend Handlungsbedarf, wie der BDU-Präsident hervorhob.

"Die Befragungsergebnisse unterstreichen unseren Eindruck aus der Beratungspraxis, dass viele mittelständische Unternehmen im Hinblick auf ihre künftige Unternehmensfinanzierung kräftig vor sich hin dämmern", so Redley weiter. Für diese Unternehmen gehe er davon aus, dass deren Finanzierung zukünftig teurer werde oder sogar gefährdet sei.

Für Informationsfluss sorgen

Redleys Empfehlung aus der Studie: Die Unternehmen sollten die Bank mindestens zweimal pro Jahr mit Informationen versorgen, denn je schlechter ein Rating auf Grund fehlender Daten ausfalle, desto eher werde auch ein Kredit verwehrt. Zu den Informationen gehörten unter anderem Bilanz, Marktanteil, Unternehmensstrategie und Unternehmensplanung. Auch wer aktuell keinen Kredit benötige, sollte den Informationsfluss vorsorglich am Laufen halten, riet der BDU-Präsident.

Gefahren in der Zukunft

Mit dem schlechten Ergebnis der Studie für den baden-württembergischen Mittelstand wolle der BDU keine Unternehmensschelte betreiben. Vielmehr, so Redley, "weisen wir damit auf die Gefahren in der Zukunft hin".

Beim Rating geht es - so der BDU -"um die Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten über den Eintritt von Leistungs- und Zahlungsstörungen während der Kreditlaufzeit"

 
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