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Veröffentlichung in "Vermögen & Steuern", Fachzeitschrift für die Steuer-, Rechts- und Vermögensberatung, Verlag Helmut Richardi GmbH, 60599 Frankfurt am Main, Ausgabe April 2004

Rating-Studie Baden-Württemberg — Bilanz nach drei Jahren

Know-how der Berater wird nur unzureichend genutzt

Der Autor zieht nachfolgend eine ernüchternde Bilanz über den derzeitigen Bewusstseinsstand in den Unternehmens. (Red.)

Bereits im Dezember 2001 hatte der BDU Regionalarbeitskreis die Studie "Rating von Unternehmen in Baden-Württemberg" fertig gestellt. Die wesentlichsten Erkenntnisse die damals gewonnen wurden, waren:

  1. Nur 25 Prozent der befragten Unternehmen hatten Maßnahmen bezüglich Basel II eingeleitet, obwohl die Relevanz des Themas von über 90 Prozent auch für Ihr Unternehmen als wichtig angesehen wurden.
  2. Zwei von drei Unternehmen gaben an fit für ein Rating zu sein, obwohl nur zehn Prozent die tatsächlichen Inhalte eines Ratings benennen konnten.
  3. Etwa 60 Prozent gaben an, dass ein Externes Rating gegenüber einem internen Banken-Rating Vorteile hätte, nämlich die Bankenunabhängigkeit und dass bei einem negativen Ergebnis innerbetriebliche Verbesserungen vorgenommen werden können, ohne dass die schlechten Ergebnisse nach außen dringen.

Wie hat sich die Situation seither weiterentwickelt?

  1. Die Relevanz des Themas wird weiterhin hoch eingeschätzt, allerdings hat sich durch die zeitlichen Verschiebungen von Basel II, der unmittelbare Druck auf die Einleitung von Maßnahmen deutlich verringert. Vielfach schleicht sich bei mittelständischen Unternehmen die Hoffnung ein, dass es schon nicht so "schlimm" werden wird.
  2. Viele Unternehmer bauen darauf, dass die jahre- bzw. jahrzehntelange Bankbeziehung mehr oder weniger so weiter geführt werden kann wie bisher. Die steigenden Informationsanforderungen seitens der Banken werden widerwillig hingenommen mit dem Tenor: " Was wollen die eigentlich, die haben doch schon alles?". Die Zwänge, denen die Banken ihrerseits unterliegen, werden nur unzureichend zur Kenntnis genommen.

    Leider muss man feststellen, dass sich eine Vielzahl von Unternehmen immer noch nicht ernsthaft mit den Möglichkeiten beschäftigt, die zu einer Verbesserung des Banken-Ratingergebnisses führen könnten.

  3. Schon bei der damaligen Untersuchung war deutlich geworden, dass Informationsgrad und "fit sein" für Rating, deutlich auseinander klaffen. Seither hat sich der Informationsstand über das Rating jedoch deutlich verbessert.
  4. Viele Informationsveranstaltungen von Banken und Kammern und die Gespräche mit den Bankmitarbeitern haben den individuellen Kenntnisstand erheblich angehoben. Den meisten Unternehmern ist zwischenzeitlich klar geworden, dass ein Rating über die bisher bekannte rein finanzwirtschaftliche Beurteilung hinausgeht und jetzt auch "weiche" Faktoren, wie Qualität des Managements, Mitarbeiterkompetenz und so weiter, zur Beurteilung des Gesamtunternehmens herangezogen werden.

  5. Obwohl bei den mittelständischen Unternehmen immer noch eine deutliche Abneigung gegen das interne Banken-Rating zu spüren ist, ist die Nachfrage nach externen Ratings bei den Ratinggesellschaften nicht wesentlich angestiegen. Ursache hierfür könnten die Kosten sein, die für eine externe Ratingbeurteilung aufzubringen sind und das Vertrauen auf die Hausbanken, dass deren Beurteilung schon seine Richtigkeit haben wird.

Zögerliche Reaktion der Firmen

Fazit: Leider ist festzustellen, dass viele mittelständische Unternehmer die Chance, die sich aus der Beschäftigung mit Rating bzw. den Ergebnissen, nicht nutzen. Es wird zu häufig abgewartet, was von der Hausbank kommt und erst darauf wird reagiert.

Viele Kreditgespräche könnten positiver verlaufen, wenn die Unternehmer sich vorbereiten würden und aktiv auf die Banken zugingen. Leider wird auch das know how, das sich bei den Beratern befindet, nur unzureichend genutzt. Die Erfahrung zeigt, dass die Berater erst dann eingeschaltet werden, wenn das "Kind in den Brunnen gefallen" ist. Die Chance für eine positive und selbstbewusste Geschäftsbeziehung zur Hausbank wird dadurch unnötig erschwert.

 

Roland Fausel

 
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