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Pforzheimer Zeitung, Geld+Markt, 14. Dez. 2001

"Man muß Kunden streicheln"

BDU-Unternehmensberater wollen sich mit Vertrauensaktionen von schwarzen Schafen ihrer Branche deutlich abheben

PFORZHEIM/BIRKENFELD. Sich von den schwarzen Schafen der Branche abgrenzen - das ist das Ziel des baden-württembergischen Regionalkreises im Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU).

Von PZ-Redakteur Gerd Lache

Wenn der Unternehmensberater den Betrieb verlassen hat, muss der Insolvenzverwalter einschreiten. Oder: Betriebe werden mit horrenden Gebühren der Unternehmensberater belastet, aber außer Spesen ist nichts gewesen. Derlei negativen Meinungsbildern über die Branche will das BDU-Mitglied aus Pforzheim, Roland Fausel vehement entgegenwirken. Deshalb wurde auf seine Initiative hin im März dieses Jahres eine regionale Vertretung des Bundesverbandes ins Leben gerufen und Fausel in den Vorstand gewählt. Rund 80 regionale Mitgliedsunternehmen gehören dem Kreis an, bundesweit sind es knapp 540 BDU-Mitgliedsunternehmen mit mehr als 15 000 Mitarbeitern, davon über 16 000 Unternehmens- und Personalberater mit einem Gesamtumsatz in 2000 von 6 Milliarden DM und einem Marktanteil von 25 Prozent, erklärte Fausel im PZ-Redaktionsgespräch.

Selbst ernannte Experten

Der Diplombetriebswirt mit Abschluss an der Fachhochschule Pforzheim räumt freilich ein, dass sich viele zweifelhafte "selbst ernannte Experten" unter dem Deckmantel des Beraters tummeln. Gerade deshalb soll jetzt durch die Regionalkreisbildung den Unternehmen deutlich gemacht werden, was die Spreu und der Weizen in der Branche sei. Der BDU hat laut Fausel harte Zugangsvoraussetzungen für angehende Mitglieder geschaffen, einige davon: "Mindestens drei Jahre selbstständige Tätigkeit als Berater sind nötig, drei exzellente Kundenreferenzen werden eingeholt und der Aspirant muss in 2 Interviews mit BDU Mitgliedern Rede und Antwort stehen sowie seine berufliche Eignung nachweisen." Außerdem müssen sich alle BDU-Mitglieder den Grundsätzen des Verbandes unterwerfen. Darin enthalten sind unter anderem die Verpflichtung zu einer angemessenen Preis- beziehungsweise Honorarbildung, fachliche Kompetenz, Neutralität, Effektivität und Vertraulichkeit - um nur einiges zu nennen.

Fausel kennt die Abzocker-Geschichten seiner vermeintlichen Kollegen. "Da wird ein bisschen hin- und herberaten, aber völlig ohne Struktur. Doch das sind keine BDU-Mitglieder", behauptet er selbstbewusst. Während manches schwarze Schaf der Branche von Anfang an die Hand aufhält, gelte für den BDU die strikte Regel: "Im Vorgespräch darf von einem seriösen Berater kein Geld verlangt werden." In einem Sieben-Punkte-Modell hat der BDU für Unternehmen eine Anleitung entwickelt, nach welchen Kriterien sie den richtigen Berater für sich finden können (siehe dazu: "zum Thema" auf dieser Seite). Freilich könne es auch Probleme bei einem Betrieb mit einem Verbandsmitglied geben. Allerdings seien dann oft die Gründe, dass "die Chemie zwischen Kunde und Auftragnehmer nicht stimmt", meint der Unternehmensberater, der bereits seit 1981 tätig ist. 1992 hat er das Pforzheimer Beratungsunternehmen "Dr. Groß", bei dem er nach dem FH-Studium eingestiegen war, übernommen und später umfirmiert in Fausel & Partner. Sitz der Firma ist inzwischen in Birkenfeld.

Aus seiner langjährigen Erfahrung heraus erklärt der Betriebswirt: "Wenn ein Unternehmen trotz guter Auftragslage völlig überraschend in einen Liquiditätsengpass stolpert und der erwartete Gewinn am Jahresende sich urplötzlich als Verlust entpuppt, ist meist der betriebliche Früherkennungsradar und somit die unternehmerische Steuerung nicht in Ordnung." Er nannte es fatal, die Unternehmensentwicklung dem Zufall zu überlassen. Sinnvoll sei es außerdem, gelegentlich einen Berater von außen zu holen, der sich ohne Betriebsblindheit umschaue. Das Controlling, die Unternehmenssteuerung, sei in einer kurz- und schnelllebigen Zeit unerlässlich.

Krise der Schmuckindustrie

Über die Krise der Pforzheimer Schmuckindustrie urteilte der BDU-Regionalkreisvorstand: "Mit frühzeitiger Beratung hätte hier einiges verhindert werden können. Wenn mancher Unternehmer über seinen Schatten gesprungen wäre und einen entsprechenden Etat locker gemacht hätte, gäbe es einige Betriebe noch." Trotz Strukturkrise in der Schmuckindustrie? Fausel ist überzeugt: "Es gibt keine Branchenkonjunktur, sondern nur noch eine Firmenkonjunktur." Wer demnach eine saubere Organisation habe, ein gutes Controlling und Rechnungswesen, so wie eine ordentliche Mitarbeiter- und Kundenstruktur, der brauche sich vor Konjunkturtälern nicht zu fürchten.

Nicht klagen sondern handeln

Wesentlich sei Flexibilität, Innovation und Offenheit. Fausel: "Wenn ich merke, dass der heimische Schmuckmarkt wegbricht, weil man in Fernost billiger produzieren kann, darf ich nicht einfach so weitermachen wie bisher und muss handeln statt klagen." Längst sei aus dem Käufer- ein Verkäufermarkt geworden, machte der Birkenfelder Unternehmensberater deutlich und das heiße: "Man muss den Kunden streicheln"

 

 
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